HyposensibilisierungFür viele Allergiker ist die Frühling und der Sommer die Zeit, wenn unter anderem Birke, Erle und Hasel ihre Pollen fliegen lassen. Damit beginnt die Heuschnupfenzeit. Circa 30 Prozent der Bevölkerung leidet unter Heuschnupfen, leider suchen wegen der Symptomatik nur wenige einen Arzt auf. Eine Hyposensibilisierung (Desensibilisierung) kann, bei den meisten Allergikern, die Heuschnupfen-Beschwerden lindern oder sogar ganz abklingen lassen. Das wichtigste ist aber die Verhinderung des s.g. Etagenwechsels, resp. Verhinderung der Entwicklung vom Asthma.


Warum Hyposensibilisierung?

Die Medikamente, sogenannten Antihistaminika, werden von Allergiker, die unter Heuschnupfen leiden, zum bekämpfen der Beschwerden während der Heuschnupfen-Saison eingenommen. Diese blockieren die Wirkung von Histamin und verhindern dadurch das Auftreten einer allergischen Reaktion. Antihistaminika werden jedoch nicht zur Behandlung der Ursache eingesetzt. Sie tun nur die Reaktion abschwächen. Die Ursache der Heuschnupfen wird dadurch nicht beseitigt.

Eine Hyposensibilisierung wird auch spezifische Immuntherapie oder Allergie-Impfung genannt. Dadurch werden gezielt die Ursachen der Allergie bekämpft. Zu dem Auftreten der typischen allergischen Beschwerden kommt es, weil das Immunsystem fälschlicherweise feindlich auf üblicherweise harmlose Substanzen reagiert. Eine Allergie ist letztendlich eine abnorme, verstärkte Abwehrreaktion gegen der Antigenen.

Der Sinn einer Hyposensibilisierung ist der wiederholte Kontakt des Allergikers mit den Stoffen, auf die er allergisch reagiert. Am häufigsten und auch am effektivsten werden die Stoffe unter die Haut gespritzt, die können aber auch in Form von Tabletten oder über Tropfen eingenommen werden. Die verabreichte Dosis ist zunächst gering und im Laufe der Zeit wird sie immer weiter gesteigert, bis die sogenannte Erhaltungsdosis (die Höchste Dosis, die dann über bestimmte Zeit verabreicht wird) erreicht ist. Durch den wiederholten Kontakt gewöhnt sich der Körper an die Substanz und das Immunsystem wehrt sie nicht mehr oder zumindest nicht mehr so stark ab.

Falls der Patient auf mehrere Allergene reagiert, kann der Facharzt eine individuelle Mischung aus verschiedenen Allergenen „nach Mass“ herstellen lassen. Die Kosten für eine Hyposensibilisierung werden von der Krankenkasse übernommen.


Hyposensibilisierung: Hilft nicht nur bei Heuschnupfen

Durch eine Hyposensibilisierung können nicht nur Heuschnupfen sondern auch durch Hausstaubmilben, bestimmte Schimmelpilze, Insektengifte und Tierhaare ausgelöste Allergien, behandelt werden mit dem Vorbehalt, dass bei der Tierhaarallergie sollte eine gewisse Karenz gewährleistet werden. Auch die asthmatischen Beschwerden können durch eine Hyposensibilisierung gelindert werden.

Die Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass eine Hyposensibilisierung nicht für jeden geeignet ist. Bei schwerem Asthma, Herz-Kreislauf- oder Tumor-Erkrankungen, einem geschwächten Immunsystem, Problemen mit den Nieren sowie in der Schwangerschaft ist eine Hyposensibilisierung kontraindiziert.


Subkutane Immuntherapie (Injektionen)

Zu den wissenschaftlich am besten untersuchten aber auch zu den effektivsten Methoden zählt die Langzeittherapie. Darunter versteht man die Verabreichung der Allergene über einen Zeitraum von mindestens 3 Jahren im Form von Injektionen. Diese Form der Behandlung wird als sogenannte subkutane (also unter die Haut) Immuntherapie bezeichnet.

Anfangs wird die Behandlung wöchentlich durchgeführt, später wird eine Spritze pro Monat injiziert. Liegt ein saisonaler Heuschnupfen vor, sollte die Behandlung ausserhalb (davor oder danach) der Heuschnupfen-Zeit begonnen werden. Die Therapie kann bei Allergien gegen Pollen, Insektengift, Schimmelpilze, Tierhaare und Hausstaubmilben eingesetzt werden.

Für „Kurzentschlossene“ ist auch noch direkt vor Beginn der Pollensaison eine Kurzzeittherapie, allerdings mit der bislang umstrittenen Wirksamkeit mit Spritzen möglich. Diese Behandlung erstreckt sich über etwa vier bis sieben Wochen und ist besonders bei Allergien gegen Pollen geeignet. Die Injektionen sollten aber vor dem Beginn der Blühphase abgeschlossen sein. Um langfristige Ergebnisse zu erzielen, muss sie jedoch mindestens in drei aufeinanderfolgenden Jahren durchgeführt werden.


Orale Immuntherapie

Zur Verfügung steht auch eine orale Therapie. Bei dieser unterscheidet man zwischen der sublingualen

Immuntherapie, bei denen die Allergene über Tropfen eingenommen werden, und einer Tabletten-Therapie.

Bei der sublingualen Immuntherapie nimmt der Patient über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren täglich oder alle zwei Tage Tropfen ein und lässt diese unter der Zunge zergehen. Wie bei der Behandlung mit Spritzen wird auch hier mit einer geringen Dosis begonnen, die dann kontinuierlich gesteigert wird.

Um schwere Nebenwirkungen wie zum Beispiel einen allergischen Schock zu meiden, erfolgt die erste Einnahme der Tropfen in Anwesenheit des Arztes. Auch danach muss der Verlauf der Therapie in regelmäßigen Abständen beim Arzt kontrolliert werden.

Das gleiche Vorgehen geht auch für die Hyposensibilisierung mittels Tabletten. Für einen Langzeiterfolg müssen die Tabletten vermutlich über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren eingenommen werden – Langzeitstudien fehlen auch hier noch. Diese Methode kann nur bei einer Allergie gegen Gräserpollen eingesetzt werden.

Die Erfolgssaussichten dieser Therapie sind sehr bescheiden. Die Wirksamkeit ist noch sehr umstritten. Das Problem bei dieser Form der Hyposensibilisierung ist auch, dass es bislang keine Langzeitstudien über die Wirksamkeit der Therapie gibt. Die Kosten für die orale Immuntherapie sind höher als für eine Spritzentherapie.


Nebenwirkungen einer Hyposensibilisierung

Eine Hyposensibilisierung ist üblicherweise nur mit geringen Nebenwirkungen verbunden. Es kann zu lokalen Reaktionen führen, wie etwa wenn die Substanz unter die Haut gespritzt wird, kann es an der Einstichstelle zu Rötungen, Schwellungen und Juckreiz kommen. Durch Kühlen der Einstichstelle sind die Beschwerden jedoch schnell beseitigt. Bei der Tabletten oder Tropfen Einnahme, kann es zu Schwellungen und Juckreiz im Mund und im Rachen kommen. Auch diese Beschwerden lassen in der Regel nach kurzer Zeit wieder nach.

Die Hyposensibilisierung stellt eine Belastung für unser Immunsystem dar, deshalb kann es am Tag der Behandlung zu einer allgemeinen Symptomatik im Sinne einer Abgeschlagenheit kommen. Mögliche Nebenwirkungen einer Hyposensibilisierung können durch Sport, Alkohol oder heißes Duschen verstärkt werden, deshalb wird es empfohlen, am Tag der Impfung darauf zu verzichten.

Sehr selten kann es im Rahmen der Nebenwirkungen der Hyposensibilisierung zu einem lebensbedrohlichen allergischer Schock kommen. Aus diesem Grund wird der Patient nach der Spritzentherapie noch eine halbe Stunde lang in der Praxis beobachtet. Treten während dieser Zeit Nebenwirkungen auf, sollten Sie Ihren Arzt unbedingt darüber informieren. Auch bei der Behandlung mit Tropfen und Tabletten erfolgt die erste Einnahme zur Sicherheit in Anwesenheit des Arztes. Der Patient sollte unbedingt darüber aufgeklärt werden, wie er sich beim Auftreten von Nebenwirkungen zu verhalten hat.


Hyposensibilisierung: Hohe Erfolgsraten- zufriedene Patienten

Die Langzeitstudien zeigen, dass insbesondere Patienten, die gegen Pollen, Hausstaubmilben oder Insektengift allergisch reagieren, von einer Hyposensibilisierung deutlich profitieren können. Durch die Behandlung können die Beschwerden dieser Patienten meist dauerhaft reduziert werden, in einigen Fällen führt die Therapie zu kompletten Remission. Trotz erfolgreicher Behandlung bleibt jedoch die Empfindlichkeit gegenüber dem Allergen erhalten, die Reaktionsbereitschaft des Immunsystems auf die Substanz bildet sich nach der Behandlung zurück. Dadurch ist das Lebensqualität der betroffenen deutlich durch die Therapie erhöht.


Dr. (VAK Moskau) med. Vadym Volpov

Facharzt FMH Dermatologie & Venerologie, Phlebologie SGP,
ästhetische Chirurgie (A), Lasermedizin SGML