Wärme, Wasser und Venen
Venenerkrankungen werden - mit Ausnahme der tiefen Beinvenenthrombose – überwiegend operativ oder verödend behandelt. Die konservativen Therapiemöglichkeiten bei Krampfadererkrankungen sind begrenzt. Die zentrale Rolle bei hierbei sowie bei der Vorbeugung spielt zweifelsohne die Kompressionstherapie. Der Nutzen von Kompressionsverbänden und Kompressionsstrümpfen ist wissenschaftlich belegt.
Ebenfalls bewiesen ist die Effektivität von Gefäßsport zur Therapie venöser Durchblutungsstörungen, hier allen voran Venengymnastik, Gehtraining, Radfahren und Schwimmen.
Im Zusammenhang mit dem Thema Vorbeugung wird von Patienten in der Venensprechstunde oder auch nach Venenoperationen häufig die Frage gestellt: „Darf ich meine Beine der Wärme aussetzen bzw. darf ich ins Thermalbad gehen?“
Zum Thema Wärme: Wärme verstärkt bei Venenerkrankungen das subjektive Beschwerdebild. Andererseits lassen Untersuchungen aus anderen Ländern die Vermutung zu, dass das Auftreten von Venenerkrankungen, insbesondere von Krampfadern, in warmen Ländern nicht häufiger ist als in mittel- und nordeuropäischen Ländern. Insofern scheint es nicht erforderlich zu sein, Wärme z. B. am Strand oder in der Sauna, insbesondere wenn sie zeitlich begrenzt einwirkt, zu vermeiden.
Zum Thema Wasser: Die Wellnessbewegung gibt den Bedürfnissen nach Aufenthalten in Badelandschaften Gewicht. Hartnäckig hält sich in der Bevölkerung die Fehlinformation, warmes Wasser sei schädlich für die Venen.
Dabei gibt es folgende positive Faktoren zu bedenken:
- Die gegenüber der Luft höhere Dichte des Wassers führt bei Bewegung im Wasser zu einer stärkeren Muskelbeanspruchung, die jedoch durch das Gefühl der Leichtigkeit, dass der Mensch im Wasser hat, nicht empfunden wird. Gleichzeitig werden Gelenke durch den Auftrieb entlastet.
- Im Wasser herrscht ein höherer Druck als in der Luft. Damit ergibt sich eine komprimierende Wirkung, die bereits beim Stehen im halbhohen Wasser an den Beinen höher ist als beim medizinischen Kompressionsstrumpf.
- Wasser entzieht dem Körper Wärme, die Hauttemperatur sinkt. Die sogenannte Behaglichkeitstemperatur des Wassers liegt bei 32 – 35°. Dies bedeutet, dass auch Thermalwasser mit Temperaturen von 28 – 31° nicht zur Aufwärmung des Körpers führt. Selbst bei maximaler körperlicher Beanspruchung, z. B. durch schnelles Schwimmen, sinkt die Körpertemperatur.
Der Nutzen von Kneipp‘schen Bädern mit kaltem Wasser wurde bereits früh erkannt. Allerdings ist eine Kneipp‘sche Therapie nur an begrenzten Körperpartien und nur kurzfristig durchführbar. Für die wünschenswerte Kombination von günstiger Wirkung des Wassers mit Bewegung (die den Effekt ja auch bei der Kompressionstherapie zu erhöhen vermag) ist eine Therapie im wärmeren Wasser notwendig. Zusammenfassend ist eine Bädertherapie wegen der günstigen Effekte des Wassers auf den Körper empfehlenswert. Die positiven Nebenerscheinungen auf andere Körperfunktionen kommen hinzu. Am wirksamsten ist die Kombination von Bädern und Bewegungsübungen. Thermalbäder und Mineralbäder sind zur Behandlung der Venen sehr empfehlenswert.